Prinz Laurent geht’s ans Portemonnaie

Jetzt hat Prinz Laurent den Bogen wohl überspannt. Sein „Ungehorsam“ soll bestraft werden. Er wird wohl auf einen Teil seiner jährlichen Dotation verzichten müssen.

Bron: Grenz Echo 

Prinz Laurent, das „enfant terrible“ des belgischen Königshauses, sorgt seit dem Wochenende erneut für Schlagzeilen. Diesmal ist die Teilnahme an einer Feier in der chinesischen Botschaft der Grund für das neue Ungemach, das der Prinz bei der belgischen Regierung und offenbar auch in Reihen der Königsfamilie ausgelöst hat.

Die Chinesen hatten anlässlich des 90-jährigen Bestehens ihrer Volksarmee zu einer Feier in Brüssel eingeladen – eine Einladung, die Prinz Laurent gerne annahm. Er erschien in Marine-Uniform und ließ sich gerne im Kreise von chinesischen Armeemitgliedern fotografieren.

Prinz Laurent weist alle Vorwürfe zurück und beruft sich darauf, dass es sich um eine persönliche Einladung gehandelt habe.

Der Empfang bei den Chinesen, der bereits

am 19. Juli stattgefunden hat, scheint Laurent nachhaltig geprägt zu haben. Denn erst am 29. Juli veröffentlichte er auf seinem Twitter-Account ein Foto, das ihn im Kreise anderer Uniformierter beim Anschneiden eines Kuchens zeigt. Und genau das brachte das Fass zum Überlaufen. Jetzt konnte jeder sehen, dass der Prinz erneut und zum wiederholten Mal gegen die Regeln verstoßen hatte.

In der Vergangenheit ist Prinz Laurent immer wieder wegen unangemessener Äußerungen oder unerlaubter Treffen mit Politikern aufgefallen und zum Teil scharf kritisiert worden.

Ein Gesetz aus dem Jahr 2013 schreibt vor, dass Mitglieder des Königshauses, die eine Dotation erhalten, Treffen mit Vertretern anderer Staaten vorab vom Außenminister absegnen lassen müssen. Doch inzwischen steht fest, dass weder Außenminister Didier Reynders (MR) noch Premierminister Charles Michel von der Einladung bei den Chinesen wussten. Prinz Laurent weist alle Vorwürfe zurück und beruft sich darauf, dass es sich um eine persönliche Einladung gehandelt habe. Eine Entschuldigung, die seitens der Föderalregierung als inakzeptabel bezeichnet wird, da Laurent sehr wohl offizielle Vertreter Chinas getroffen habe und demnach um Erlaubnis hätte fragen müssen
Von belgischer Seite nahm auch der Befehlshaber der Marine, Admiral Wim Robberecht, an der Feier in der chinesischen Botschaft in Brüssel teil.

Wie verlautete, geschah dies auf Einladung des Attachés des chinesischen Militärs. Sowohl Wim Robberecht als auch Prinz Laurent erschienen in Uniformen, was den Schluss zulässt, dass beide sehr wohl in offizieller Mission handelten. Prinz Laurent muss also gewusst haben, dass sich die Einladung nicht auf eine private Feier bezog. Anders lässt sich sein Outfit an besagtem Tag nicht erklären.

Premierminister Michel machte am Montag deutlich, dass Prinz Laurent nach diesem erneuten Gesetzesverstoß bestraft werde. Man werde daraus keine Staatsaffäre machen, verlautete am Montagabend.

Es ist weniger die Schwere des Zuwiderhandelns als vielmehr die Tatsache, dass sich Laurent zum wiederholten Mal nicht an Absprachen und Gesetze gehalten hat, die für Verstimmung sorgt. Auch König Philippe scheint das Verhalten seines Bruders nicht mehr länger dulden zu wollen. Nachdem am Montag bekannt wurde, dass Laurent bestraft werden soll, gab es seitens des Königshauses zwar keine Reaktion, aber Beobachter werteten dies als Zustimmung
Und wie geht es jetzt weiter? Für September hat der Premierminister ein Treffen mit Laurent angekündigt. Bei dieser Gelegenheit dürfte dem Prinzen wohl das „Strafmaß“ mitgeteilt werden.

Feststeht, dass Laurent die Dotation oder zumindest ein Teil seiner Dotation – die Rede ist von zehn Prozent – in Höhe von 308.000 Euro gestrichen wird.

In politischen Kreisen sorgt die „Affäre Laurent“ jedenfalls für Reaktionen. Damit, dass der Prinz sich profilieren wolle, habe er kein Problem, aber dann sollte er auf seine Dotation verzichten, erklärte der Kammerabgeordnete Luk Van Biesen (Open VLD). Wer eine Dotation erhalte, müsse sich an die Absprachen halten. Auch die N-VA plädierte für eine vorläufige Zahlungseinstellung der Dotation, während aus Reihen der flämischen Jung-Christdemokraten (CD&V) gar der Ruf nach einer endgültigen Streichung der jährlichen Dotation, die aus dem Staatshaushalt bezahlt wird, aut wurde.

Auch Königin Fabiola musste bereits einen Teil ihrer jährlichen Dotation wegen Fehlverhaltens zurückzahlen.

Erst zu Jahresbeginn hatte Premier Michel Laurent ins Gebet genommen, nachdem sich der Prinz anlässlich eines Kolloquiums, das im Dezember im Senat stattgefunden hatte, abschätzig über die belgische Politik und sogar über seine Familie geäußert hatte. Schon vor einigen Monaten hatte man ihm damit gedroht, bei einem erneuten Fehltritt die Dotation zu streichen.

Im vergangenen Januar war bekannt geworden, dass der Premierminister klare Worte gesprochen hatte, um Laurent in die Schranken zu verweisen. Das scheint diesen jedoch nicht sonderlich beeindruckt zu haben.

Laurent ist übrigens nicht das erste Mitgliedder Königsfamilie, dem die Dotation gestrichen wird. Vor vier Jahren geriet Königin Fabiola in die Schlagzeilen, nachdem bekannt geworden war, dass sie einen Teil ihrer Dotation in eine private Stiftung gesteckt hatte mit dem Ziel, die Erbschaftssteuer zu umgehen. Sie musste damals ein Drittel ihrer Zuwendungen, die damals bei 1,44 Millionen Euro im Jahr lagen, zurückzahlen.

Von Ulrike Mockel ■